Beim Kotten handelt es sich um ein ca. 4,30x4,50 großes einräumiges Fachwerkgebäude, in dem sich zu ebener Erde die Schmiede befindet. Der darüber liegende Dachboden, in dem früher u.a. die Drahtrollen gelagert wurden, ist von innen über eine Leiter erreichbar. Der Boden der Schmiede besteht aus Ziegelsteinen. An der linken Längsseite befinden sich drei ebenfalls aus Ziegelstein gemauerte Feuerstellen (die sog. 'Essen'), von denen zwei verschlossen sind. Früher versorgte ein großer, durch eine Pedale angetriebener Blasebalg die Essen mit Luft, die durch Rohrleitungen in den Ofenraum gelangte. 1993 ist ein elektrisches Gebläse eingebaut worden.
Schmiedevorgang
Der Schmiedevorgang gestaltete sich folgendermaßen: Von der Drahtrolle wurden zunächst einzelne Kettenstücke ('Pinne') abgeschnitten, diese in das sog. 'Biegehörnchen' eingeführt und U-förmig gebogen. Anschließend wurden die Pinne auf einen Eisenstab über das Feuer gehängt, um sie vorzuwärmen. Auf dem Amboss wurden dann die beiden Enden des Pinnes zunächst abgeflacht, der u-förmige Pinn in das zuletzt geschmiedete Glied der Kette gesteckt und die beiden Enden übereinander geschlagen. Das äußerlich schon fertige neue Glied wurde dann noch einmal im Feuer erhitzt und mit einigen Hammerschlägen auf die Nahtstelle, an der die beiden Enden aufeinanderlegen, zusammengeschweißt. Hergestellt wurden auf diese Weise sog. 'Handelsketten', d.h. Ketten, die 2-13 mm Durchmesser aufwiesen.
Kettenschmieden in Iserlohn
Im 19. Jahrhundert existierten im Raum Iserlohn mehr als 500 solcher Kettenschmieden. Sie waren meist Nebenerwerbsbetriebe. Nur in den wenigsten waren Schmiede wie Julius Treude hauptberuflich tätig. Sie alle arbeiteten nicht auf eigene Rechnung, sondern waren für ein halbes Dutzend größerer Firmen der Kettenindustrie tätig, die das Ausgangsmaterial Draht und zumeist auch Kohle oder Koks bereitstellten. Beides wurde nur in Ausnahmefällen von der Firma angeliefert, meist hatte der Schmied die Abhol- und Lieferpflicht und musste Heizmaterial, Draht und Ketten mit dem Leiterwagen oder der Schubkarre transportieren. Julius Treude und seine Vorgänger hatten ihre fertigen Ketten fast immer an die Firma August Röttgers in der Grüne zu liefern, zuletzt wurde für die Firma Heinrich Görke in Letmathe gearbeitet. Die durchschnittliche Arbeitszeit betrug ca. 10 Stunden pro Tag, sofern der Schmied nicht in der Landwirtschaft beschäftigt war. In dieser Zeit konnte in der Regel eine Kette von ca. 30 m Länge hergestellt werden. Die Mechanisierung des Schweißens und andere technische Verbesserungen nahmen den Schmieden jedoch zunehmend die Existenzgrundlage. Geschmiedet wurde jetzt mehr und mehr in den Fabriken selbst.
Die Schmiede von Julius Treude wurde 1970 zu einer Werkstatt umfunktioniert. Sie steht seit 1983 unter Denkmalschutz.
Innenbesichtigung nach Anmeldung, Baujahr 1850, Ansprechpartner: Frau Christian Zibulla, Firma Raziol Zibulla & Sohn GmbH, Hagenerstr. 144 + 152, 58642 Iserlohn